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German to English: Translation of the first chapter of 'Der Weg ins Dritte Reich' by Selma Kahn General field: Art/Literary Detailed field: Poetry & Literature
Source text - German Selma Kahn
Der Weg ins Dritte Reich
Ein autobiographischer Roman
Geburtstag
Joachim hatte Geburtstag. Es war der sechste. Lange voraus sprach er erwartungsvoll von diesem Tage zu sprechen, der, solange nun sein kleines Denken reichte, ihm stets so reichliche Überraschung gebracht hatte, daß er glücklich einmal zur Mutter sagte: “Warum lässt Du mich nicht zweimal im Jahre Geburtstag feiern? Das wäre doch so schön!” Mit zwei großen Hüpfern sprang er heute früher, als es sonst seine Gewohnheit war, aus seinem Bett und eilte barfuß aus seinem Zimmer. Dort, in einer Nische im Salon, das wußte er bestimmt, stand für ihn heute extra ein kleiner Tisch bereitet. Er lugte durch die offene Türspalte. Richtig, er war da!
Das Kind trat ein, zog das weiße, dünne Seidenpapier herab, das diskret über den Tisch gespannt war, und es fiel knisternd zu Boden. Lachend öffnete sich der kleine Mund. Ha! Was lagen da wieder für leckere Dinge verlockend zwischen duftenden Blumen ausgebreitet und all die Spielsachen, die nicht zum Essen waren. Er deutet mit den Fingerchen danach und fing an zu zählen: “eins, zwei, drei, jetzt sind es fünf”. Er fing noch einmal zu zählen an. “Ich habe mich verzählt, da ist noch der Märklin-Baukasten. Der ist ja so groß. Oh, ist der schön!”, rief er entzückt, während er den Decke abnahm. “Eine Eisenbahn kann man damit bauen!” Er schaute weiter, allzu lange konnte er nicht bei diesem allein verweilen.
Was lag denn dort noch so großes verpackt? Eilig riß er das Papier herunter. “Aha, das ist heute doch das Wichtigste!” Es war der Schulranzen mit der neuen Fibel.” Mit strahlenden Augen zog er diese aus der Lederhülle und fing an zu blättern. Was für schöne, lustige Bilder schauten ihm da entgegen! Er blätterte in der Fibel, schlug sie zu und wieder auf, dann kramte er bald nach diesem, bald nach jenem Geschenk. “Was lag denn dort in gelbes Papier eingepackt?” Joachim griff danach, als er sich plötzlich zugleich in die Höhe gehoben fühlte und herzlich auf beiden Wangen geküßt wurde. “Mutter! Mutter!” Er schlang seine zarten Ärmchen um Mutters Hals und erwiderte ihre Küsse unter Lachen und Jauchzen, dabei fiel das zuletzt betrachtete, gelb gepackte Paket zu Boden.
“Aber Joachim, paß darauf ja schön auf.” Sie hob es eilig vom Boden auf: “Das brachte dir nämlich dein Lehrer, zu dem du jetzt in die Schule kommst. Gestern abend kam er noch zu uns und brachte das Geschenk für dich und er läßt dich grüßen.”
Joachim hörte mit leuchtenden Augen auf die Mutter. “Von meinem Lehrer? Zu dem ich jetzt in die Schule komme?”
“Ja, vom Herrn Weber, weißt, der dich sehr gerne hat.”
“Nicht von Herrn Salamon, dem Religionslehrer?”
“Nein, nicht von dem.“
„Aber der Herr Weber ist doch kein Jude, Mutter.”
“Warum fragst du dass, Kind? Ist das wichtig?”
“Nein, aber ich muss doch wissen, von welchem Lehrer es stammt.”
“Bestimmt, du musst dich ja dafür schön bedanken.”
“Mutter, wickle es mal aus dem Papier, ich will es sehen!”
Die Mutter öffnete das Paket; und schön in rote Leinwand gebunden leuchtete ein Buch, auf dessen Vorderdeckel bunte Knaben und Mädchen in einer Schulbank zu sehen waren. Darüber stand in Goldschrift geprägt: „Die erste Schulbank“. – „Hubsch, nicht mein Junge! So mußt du nun auch hinsitzen und fleißig lernen.”
Joachim betrachtete es stolz. “Aha!” lachte er, “und das in der Ecke, das ist der Lehrer? O ich freue mich, es wird lustig in der Schule!”
Sein Kinderaugen strahlten. Die Schule, das war doch für Große. Jetzt war er also ein großer Junge, denn der Vater hatte immer gesagt: “Wenn du einmal groß bist und zur Schule kommst, dann...!” Also, jetzt war es soweit. “Gelt Mutter, jetzt bin ich groß?”, fragte er selbstbewußt und stolz.
“Natürlich, Kind”, gab die Mutter zärtlich zur Antwort, “ich freue mich, daß du gerne zur Schule gehen willst. Lehrer Weber ist ja auch ein braver, lieber Mann und klug”, ergänzte die Mutter.
*
Sie dachte dabei an die Elternberatungstunde, die der Lehrer vor etlichen Tagen einberufen hatte und die in diesem Kleinstadt nicht die Regel war. Gestern abend hatte sie noch einmal mit Lehrer Weber gesprochen. “Frau Levi”, hatte er ihr gegenüber gemeint, “ich kann keine Erstlingsklasse übernehmen, ohne mir wenigstens einige Charaktereigenschaften von den Müttern nennen zu lassen und nicht zuletzt etwas über den Gesundheitszustand der Kinder zu hören, damit ich ihren Wünschen entgegen kommen kann, wenn es sich halbwegs ermöglichen lässt.” - “Ja” hatte Frau Levi gemeint, “ich war erstaunt über die vielen Wünsche der Frauen.” - “Das ist nicht anders zu erwarten in einer gemischt bevölkerten Kleinstadt”, hatte er geantwortet, “es ist nicht leicht, sie alle zu berücksichtigen, da dem Kinde oft, ja meistens, die Art seines Milieus eingeprägt ist. Sehen sie sich zum Beispiel. Das etwas ängstlich dreinschauende Arbeiterkind an, daneben das robuste und trotzdem schüchterne Bauernkind. Diesem gegenübergestellt ist da noch das selbstbewußt dreinschauende Beamtenkind.“
Wirklich hat jede Mutter eine andere Bitte oder Meinung gehabt. Eine bat, ein bisschen Nachsicht mit ihrem Hans zu haben, er sei zart und etwas ängstlich, aber doch nicht dumm! Die andere wußte zu berichten, dass Fritzchen schon sehr klug sei und bestimmt alles leicht erlerne, da brachte er sich nicht viel bemühen, der Herr Lehrer. Wieder eine Andere meinte, ihren Bengel ein bisschen straff in die Kur zu nehmen, es sei mit dem wilden Satan kaum zu aushalten, und wann er nicht sitzen bleiben wolle, was sie befürchte, so solle er ihm ruhig aufs Sitzquartier geben. Sie wäre ihm dankbar, wenn der Junge sich endlich ans Gehorchen gewöhne. So und nicht anders hatten die Wünsche und Berichte der Mütter den Zuhörer umflutet. Der Lehrer aber hatte für jede ein freundliches Wort, ein beruhigendes Nicken gehabt. Sein zuversichtliches und Vertrauen erweckendes Benehmen hatte auf all die besorgten Frauen beruhigend gewirkt. Von dieser ersten richtigen Beratungstunde, die ihren Lieblingen galt, gingen sie erleichtert nach Hause, aber, so meinten einige auf dem Heimweg, man werde noch seine liebe Not haben mit den Knirpsen, bis sie sich ans Schulleben gewöhnt hätten.
Und nun war der große Tag ganz nah, der Tag, an dem die Sechsjährigen den ersten Schritt ins Leben wagen sollten. Das Leben, das sagte: stelle dich selbst auf deine eigenen Füßen! Frag nicht immer nur Vater und Mutter! Denke und handle sich selbständig! Du lebst nicht mehr wie in einer Märchenwelt, behütet von Vater und Mutter, die immer um dein Glück besorgt sind. Jetzt kommt ein Fremdes, ein Unbekanntes auf dich zu, das in dein ungebundenes, frohes Lachen Ernst bringen wird, und erst dann erst wieder glückseliges, sorgloses Kinderlachen zuläßt, wenn das Kind den Menschen findet, dem es vertrauen kann.
*
“Mutter! Ich gehe allein zur Schule; Nachbars Fritz geht auch allein!” Mit gerötetem Gesichtchen, den Bücherranzen auf den Rücken, stellte sich der kleine Joachim selbstbewußt vor seine Mutter, die gerade im Begriffe war, ihren Hut aufzusetzen und ihn zu begleiten.
“Wirklich Kind?” Fragend schaute sie ihm in die glänzenden Augen.
“Ja bestimmt, Mutter. Nur ängstliche Mädchen lassen sich begleiten. Ich müßte mich schämen!”
Susanne war erfreut über die Selbständigkeit ihres Kleinen und sagte froh: “Gut, Kind, geh allein. Grüße deinen Lehrer und sei hübsch, brav und anständig.” Sie küßte ihm beide Wangen. Tränen liefen über ihr Gesicht, während sie ihm nachschaute, bis er ihren Augen entschwunden war. “Du lieber Gott”, betete sie im Stillen; “schütze seinen ersten Gang ins Leben, sein erstes Muß! Schütze ihn”, kam es ihr unwillkürlich in den Sinn, “vor Bösem, vor Feinden und Hassern.”
Warum kamen ihr so schwere Gedanken, warum war es ihr so unsagbar, so urplötzlich unsagbar angst um das Kind. Sie wußte es doch in guten Händen, in eine fruendliche Umgebung eingebettet. “Schütze ihn, Gott!”, ging ihr Gebet weiter, “damit sein Kinderherz so gut von den Menschen zu denken lernt, ganz wie die Sonne dem Samenkörnchen die erste Wärme spendet und zur reifen, gesunden und schönen Frucht gedeihen und wachsen läßt.” Fest faltete sie die Hände. Es war ein inniges Gebet, das da zum Himmel emporgesandt wurde. Nur Mütter sind zu solchen Gebetn fähig, um die, die sie mehr lieben als sich selbst.
Da klingelte es. Susanne fuhr hoch. Auch wenn er sie nicht immer zerstört, so herrscht der Alltag herrscht in die edelsten Empfindungen hinein und verdrängt sie für den Augenblick mit brutalem Wollen. So mußte auch Susanne wieder an die Arbeit gehen. Der Haushalt, das Geschäft, alles unterlag ihren Anordnungen. Ihr Mann Rolf überließ alles ihr. Seine Gesundheit war geschwächt durch die harten, kalten, Winternächte, die er über drei Jahre lang draußen an der Westfront fürs deutsche Vaterland gegen Frankreich in Schlamm und Schmutz der Schützengraben verbracht hatte. So konnte er die Anforderungen des Lebens nur durch die Unterstützung Susannes standhalten. Sie stützte seine oft sinkende Hand mit eiserner Energie, hielt den großen, einst starken Mann hoch, und wurde zum Halt für ihn und seine Familie. In allem blieb sie die Leiterin, alles überließ er ihr.
Das Geschäft zählte zu den ältesten und angesehensten des Städtchens, Kunden kamen und gingen. Ihre Ware war geschätzt und gesucht, der Ruf von Preis und Ware war zu recht weithin bekannt. Susanne war bei allen Kunden beliebt, nicht allein durch ihr freundliches, kluges Wesen, sondern auch deswegen, weil man bei ihr stets eine hilfsbereite Hand fand, wenn immer im Städtchen jemand Not litt und wenn es galt, mitzuhelfen oder zu beraten. So ging es auch heute Vormittag aus und ein, und ihre wehmütigen und tiefen Gedanken, die sie dem ersten Gang des kleinen Joachim in die Schule hatte folgen lassen, waren durch die Fülle der Arbeit schnell verflogen.
Zwölf Uhr schlug es vom Turm, Susanne war gerade im Begriffe, in die Küche zu gehen, um nach dem Mädchen zu sehen, da stürmte Joachim jauchzend zur Haustüre herein, hüpfte der Mutter mutwillig auf den Rücken und hielt seine beiden Hände über ihre Augen.
“Wer bin ich?”, rief er mit verstellt tiefer Stimme.
“Schlingel du, wart!”.
“Mutterle, bitte! Wer bin ich, bin ich nicht dein großer Junge?”.
Mutter lachte herzlich, “aber natürlich, das hab ich ja ganz vergessen. Du Abc-Schütze, du großer.”
“Nicht möglich, Mutterle, wie es schön lustig war in der Schule!” reif er begeistert, “malen durften wir, was wir wollten, und zählen. Alle Kinder konnten das nicht, nicht einmal bis fünf, nicht bis drei; aber Herr Weber hat gesagt, das macht nichts, wir hätten Zeit, es zu lernen, und dann erzählte er uns ein Märchen, vom Wolf und dem Lamm. Soll ich es dir auch erzählen?”
“Später, Kind, jetzt wollen wir mal tüchtig zu Mittag essen, und dann kannst du’s mir erzählen.
Aber auch beim Essen wurde der eifrige Bursche nicht müde, der Mutter vom Erlebten zu berichten. Susanne war glücklich, denn oft hatte sie gebangt, wie sich das Kind wohl in die Schule fügen würde, ob widerwillig, ob ergeben, oder gar froh des Neuen. Nun war das Letztere wirklich geworden. Sie konnte also ruhig dem Lehrer und Meister der Jugend ihr liebstes übergeben und künftig ihrer Arbeit nachgehen.
*
Joachim ließ der Mutter jedoch keine Ruhe, sondern ließ sie an seinen Erlebnissen teilhaben. Jeder Tag brachte für ihn etwas anderes, Wichtigeres. Kam er heute und zeigte Mutter den neuen Buchstaben, den sie zu den alten hinzu gelernt hatten, so wußte er am folgenden Tage begeistert von einem Spaziergang zu erzählen und am nächst folgenden mußte Mutter wissen, was sie aus Knetgummi gebastelt hatten. Ein Haus hatte er sich gebaut, und Nachbars Käte backte einen Kuchen, der so schön und natürlich aussah, daß man hätte hineinbeißen mögen. Nur Fritzchen war faul gewesen und wollte nur zusehen, aber da habe Herr Weber gemeint, das ginge nicht, jeder müsse arbeiten. Vom Zusehen allein würde man als Erwachsener später nicht satt werden. Mutter nickte beifällig. “Gewiß, Kind, da hat Herr Weber recht. Nur Fleiß bringt Erfolg, und du willst doch sicherlich auch einmal ein recht brauchbarer Junge werden.”
Joachim lachte und sprang davon. “Ich bin doch schon ein großer Junge!” rief er und dachte bei sich: “Mutter versteht vielleicht nicht so recht, wie Herr Weber das meinte, denn sie ist ja kein Lehrer!”
Die Wochen vergingen in Fluge. Joachim fing an, kleine Sätze zu lesen und Mutter und Vater waren zufrieden. Lehrer Weber kam öfters ins Geschäft, um für sich oder für die Schule einzukaufen. Oft kam er auch kurz bei der Familie Levi vorbei, um sich, wie er meinte, ein bißchen bei ihnen aussprechen und erholen zu können. Im immer offenstehenden
Haus der Levis pflegten viele der angesehensten Beamten des Städtchens aus- und einzugehen, denn Susanne war eine natürliche und geistvolle Gastgeberin, der es gelang, die Gastlichkeit des Hauses zu pflegen, die schon bei den Eltern ihres mannes Rolf hochgehalten wurde. Lehrer Weber zählte zu den liebsten Gästen, und die Eltern hörten jetzt befriedigt sein gelegentliches ungeschminketes Lob für Joachim. Das Kind lerne spielend, und seine frischen Fragen und meist treffenden Antworten machten dem Lehrer riesig Spaß. Strenge Prüfungen seien unnötig, er arbeite von allein. Diese Auskünfte befriedigten Mutter Susanne, denn sie war zu beschäftigt und wollte das Kind früh an Selbständigkeit gewöhnen.
Der Freundeskreis Joachims erweiterte sich ständig. Fröhliches Kinderlachen durchzog das helle Kinderzimmer oder anschließenden langen Korridor bis in die Nacht hinein. Oft war Suse gezwungen, die Spielenden zu ermahnen, daß artige Kinder, wenn es Abend wird, nach Hause gehen, die Eltern nicht zu beunruhigen.
*
Es war Sabbatabend. Susanne sah befriedigt über den Tisch. “Alles in Ordnung”, stellte sie erfreut fest. Ein kleiner Kreis von Freunden ihres Mannes Rolf kam an diesem Abend regelmäßig zu einem kleinen Skatspiel zusammen. Nachbar Mandelbaum saß schon seit einer Stunde auf seinem gewohnten Platz in einem Sessel. Er pflegte zu behaupten, man habe Pech im Spiel, sobald man den Platz wechsle und mußte sich für diesen kindlichen Aberglauben manchen Spott gefallen lassen. Gähnend schaute er wiederholt auf die Uhr.
“Halb zehn. So spät, wie kommt das nur?” Keiner der Herren ließ sich noch blicken! Endlich klopfte es, Nachbar Mandelbaum schaute auf. Es war nur das Mädchen mit seiner weißen Schürze. Enttäuscht wedelte er die Wolke aus seiner Zigarre beiseite, die sich daraufhin über eine Vase mit Rosen verbreitete.
“Ein Brief von Apotheker Kuhn”, sagte das Mädchen und reichte dem Hausherrn das Schreiben.
Rolf nahm die Karte aus der Hülle -. “Vage Ausreden!” murmelte er vor sich hin und warf sie gleichgültig auf den Tisch.
Mandelbaum griff nach ihr und las die Zeilen ebenfalls. “Ausreden, sagst du, Rolf? Das glaube ich auch”. Doch nach einer Weile räumte er ein: “er entschuldigt sich wenigstens, aber die anderen, die halten das nicht einmal für nötig. Weiß der Kuckuck, was das heißt! Überhaupt!” Er blies wieder die Wolken seiner Zigarre über die Rosen hin, “Rolf, du kannst mir sagen, was du willst, es steckt irgendein Geheimnis dahinter, irgend ein Grund, warum sie nimmer kommen!” Gähnend lehnte er sich in seinem Sessel zurück und überlegte weiter: “Bestimmt die vierte Woche ist es nun, daß sie nicht mehr kommen. Erst fehlten zwei, dann mehr, nun alle. Was soll das bedeuten? Pst!
Es klopfte erneut und die Tür öffnete sich: „Guten Abend!“
„Ah, Jürgen! Guten Abend, altes Haus! Komm, setz dich hierher!” Mandelbaum zeigte an seine Seite.
“Ich soll dir wohl den Aushelfer machen, weil du deinen dicken Apotheker nicht neben dir hast! Du weißt, mein Platz ist unweit unserer schönen Wirtin.” Der Neukommling trat auf Susanne zu und küßte ihre Hand. “Wie geht es schöne Frau?”
Susanne erwiderte lachend seinen Gruß. “Ich freue mich, daß Sie kommen, lieber Jürgen. Mandelbaum wurde gerade ungeduldig.” Sie zeigte auf die leeren Stühle. “Was ist den eigentlich los? Warum sind die Herren so säumig, wo brennt es denn in Städtchen”
“Im Hirn, gnädige Frau!”, lachte Jürgen und ließ sich bequem, in einen Klubsessel fallen.
“Sollte man fast glauben, Jürgen!”, sagte Rolf und seine Stirne legte sich in kleine Falten.
Jürgen schmunzelte. “Weiß ich, wo der Hase in Pfeffer liegt? Aelle scheint etwas aus dem Sattel geworfen zu haben!” Der Gast lehnte sich zurück, griff in sein Zigarettenetui, zündete langsam eine Zigarette an und sah über den Tisch. “Unmöglich”, brummte er, “Alle fehlen.”
“Hat man Sie behext?”, spottete Mandelbaum.
“Schon möglich”, antwortete Jürgen, “mindestens aber beschwindelt!” Leise fügte er hinzu: “Beschwatzt, wollte ich sagen.”
“Angeschwärzt” spottete Mandelbaum.
“Aber womit und warum?” Jürgen versuchte, in Mandelbaums Ton fortzufahren. “Spaß bei Seite, heute soll eine Versammlung stattfinden. Ein Herr aus Dingsda oder soll im Weißen Rössl eine lebenswichtige Rede halten, die keiner der geladenen Männer und Frauen verpassen darf.“
“Wichtigkeit”, brummte Mandelbaum, “habe auch davon gehört, man tuschelte von intimer Aussprache über Politik”.
“Gibt es da Intimität”, fragte Rolf etwas barsch, “Ich meine, alles, was unser Vaterland betrifft, bedarf einer klaren offenen Aussprache, die man vor niemand zu verbergen braucht. Ich ziehe es vor, der Wahrheit immer offen ins Gesicht zu sehen, nicht hinter verschlossenen Türen zu tuscheln und heimlich zu schimpfen und hetzen”.
“Hast ganz recht, Rolf, ich kenne deinen geraden Sinn, und ich verurteile bestimmt auch das Getuschel, das man die letzten Wochen tagaus, tagein zu hören bekam”, sagte Jürgen entrüstet. “Ich begreife überhaupt noch nicht recht was damit bezweckt werden soll. Eine Vereinsgründung oder ähnliches, hörte ich sagen. Heute, wäre ich vielleicht auch hingegangen, wenn ich nicht im letzten Augenblick davon erfahren hätte”, zögernd schwieg er einen Augenblick, als überlegte er, was er sagen wolle. “Ihr dürft mir nicht böse sein, liebe Freunde”, begann er dann langsam, “wenn ich es euch offen und frei ins Gesicht sage. Verzeihung, liebe Frau Susanne, wenn ich es in Ihrem Beisein aussprechen muß, es darf Sie nicht beleidigen, und ich werde bei erste Gelegenheit gegen diese niederträchtige Auslassung energisch protestieren.”
Mandelbaum blies über die Rosen wieder blauweiße Rauchwolken. “Gibt es denn ein Todesurteil zu verkünden?”, polterte er brummig, “sie sind ja heute ein wahrer Unheilsverkünder”.
“Leider!” lachte Jürgen gezwungen, “aber Sie brauchen deshalb nichts zu fürchten, Mandelbaum. Ein Unheilsverkünder ist kein Vollstrecker der Weg dahin is weit. Doch Spaß bei Seite. Denkt nur,” seine Stimme senkte sich, als wolle er dadurch abwerten, was zu sagen nötig war: “zuerst wurde darüber nur getuschelt, dann sagten sie es lauter, und schließlich hieß es offen: Juden haben keinen Zutritt.”
Mandelbaum fuhr auf. Diesmal fiel die Asche seiner Zigarre über die Blumen. Zornig Wollte er sie mit der Hand abstreifen, dabei knickte er der schönsten Rosen den Kopf ab. “Die sind nicht bei Sinnen! Das ist unmöglich” rief er laut.
Jürgen drückte ihn behutsam in seinen Stuhl zurück. “Nur die Ruhe, lieber Freund, laßt sie sagen was sie wollen. Was soll das schon heißen. Wenn Sie hinwollen, Mandelbaum, auf der Stelle begleite ich Sie. Es wage niemand, Sie auch nur scheel anzusehen.”
Mandelbaum richtete sich kerzengerade auf: “Wenn es wahr ist, was Sie da sagen, Jürgen! Ich kann es nicht glauben. Aber wenn es stimmte, keine hundert Pferde brächten mich hin. Glauben sie, ich lasse mich so beleidigen? Hier, in unserm, alten Städtchen, wo mein Großvater lange Jahre in Stadtrat gesessen und sein kluger Rat - was stadtbekannt ist - nur Gutes gestiftet hat. Nein, Jürgen, nein! Es ist nicht war, was Sie sagen, verzeihen Sie, Sie belieben wohl zu scherzen? Ein Bluff! Ein Scherz! April ist doch gerade erst gewesen.” Die Wolken der Zigarre kreisten wieder. Mandelbaum lachte jetzt laut und herzlich. “Sie sind ein Tunichtgut, Jürgen, und ich bin ein Esel, binden sie deise Bären auf, wem sie wollen, aber mir nicht.” Er ließ sich wieder gemütlich in den Sessel fallen.
Jürgen wurde verlegen, es fiel ihm sichtlich schwer, dem Freund, der nur an das Gute im Menschen glaubte, zu widersprechen. Er schwieg und sah zu Rolf hinüber, der bisher geschwiegen hatte, dem Freunde fest und ruhig in die Augen sah. Er wußte, das Gesagte ist ernst und wahr. Jürgen machte keine derartige Witze.
Er schaute jetzt zu Susanne hinüber, die schweigend und seltsam bleich im Sessel saß; die Handarbeit vor ihr lag unberührt in ihrem Schoß, und ihre Gedanken schienen ganz woanders zu sein. Sie seufzte tief auf. Hatte es ihr nicht schon längst monatelang schwer und trübe auf der Seele gelegen? Schreckte sie nicht Nacht für Nacht ein heimliches Getuschel ein Flüstern und böses Lachen aus dem Schlafe? Ahnte sie nicht Schlechtes und Schweres! War es eigentlich nur Ahnen? War es nicht schon da? Dieses Etwas, das sie noch nicht richtig zu enträtseln verstand, und doch fühlte. Etwas war da, etwas kam, das sie bis heute nicht erkennen konnte, etwas wie Gewitterschwüle, kam dunkel und drohen, näher und näher immer lauter und lauter, gleich dem Grollen und Heulen eines Unheil verkündenden Sturmes und danach - Gewitter? Was liegt an einem Gewitter, dachte sie, man läßt es vorüberziehen, schließt die Fenster. Mit ruhigem Ernst hört man den Donner, sieht man mit mutigen Vertrauen Blitze zucken. Die Elemente entladen sich, ziehen vorüber. Susanne schüttelte sich, es war bestimmt nur Gewitterschwüle, was sollte es anders sein? Sie war doch in der Heimat, im vom Großvater überlassenen Haus ihres Mannes. Und dennoch, konnte diese selbstverständliche Sicherheit ins Wanken geraten?
Unsinn, dort saß Jürgen wie immer und lachte, und Mandelbaum sah etwas zerstreut auf die vor ihm liegenden Spielkarten und ließ sie durch seine Finger gleiten. Und Rolf, ihr Ehemann, sah er nicht eben fragend zu ihr herüber? Glaubte sie was der Freund da soeben erzählt hatte, fragte sein Blick. Etwas in ihr lehnte sich dagegen auf, sie nahm sich zusammen und lächelte ihn an. Was oder wer durfte das Recht nehmen, an ihrem Hiersein zu deuteln? Jetzt lachte sie hell auf. “Meine Herren, was ist denn heute in Sie gefahren, doch nicht der Beelzebub? Rolf, bitte, sieh nicht so trocken darein. Auf, tut mal was!”
Rolf hob sein Glas. “Sie hat recht, Frauen wissen immer die schwierigsten Probleme zu lösen. Laßt uns endlich ein Spiel machen. Und bitte, Jürgen, glaubst du, meine Frau hat heute den Kuchen und die andern guten Dinge zum Ansehen hingestellt?”
“Ich will’s meinen”, Mandelbaum griff nach einer Crêmeschnitte. “Verzeihen Sie, liebe Frau Susanne, wir sind ganz aus dem Element geraten.” Sein Zigarrenrest wanderte in den Aschenbecher, und er betrachtete jetzt eine Crêmeschnitte von allen Seiten, wo sie wohl am leckersten anzubeißen wäre, dann schob er den Teller Jürgen hin. “Mach’s nach, altes Haus, ein Cognac dazu schmeckt ausgezeichnet!”
Jürgen hob sein Glas: “Auf ihr Wohlsein, liebe Frau, und machen Sie mir ja kein so bitterböses Gesicht mehr wie vorhin, das steht Ihnen schlecht!” Er bereute sehr, daß er vorhin den altgewohnten Freundeskreis mit seinem Geschwätz betrübt hatte. Aber war er nicht gezwungen gewesen, es endlich zu sagen, nachdem die andern ausgeblieben waren? Er bevorzügte immer den geraden Weg, und es war sicherlich besser, sie hörten heute das Gesagte aus Freundesmunde, als morgen von gehässigen und bösen Zungen.
*
Zwölf Uhr schlug es vom Turm. Jürgen lief, den Mantelkragen hochgeschlagen, nach Hause. Es herbstelte bereits, und die Nächte waren kühl. Im Weißen Rössl war es noch lebendig; sein Weg führte dort vorüber. Sollte er hineingehen, horchen und schauen was dort eigentlich los war? Er schwankte „Ach was, ich gehe heim, Schade um die Stunden, die ich damit meinem Schlaf opfere.“ Er ging weiter.
“Hallo Jürgen!”
“Sie sind’s Herr Doktor! Nun, was gibt es Neues?”
Doktor Kolb hängte sich leicht bei Jürgen ein. “Ich komme von Rössl.”
“Ach, sehr gut, ich überlegte auch gerade noch dorthin zu gehen, doch ich bin zu müde. Was gab es denn?“
“Allerhand, Jürgen. Warum fehlten sie?”
“Hab ich was versäumt?”
“Vielleicht doch, vielleicht nicht. Aber es war interessant.”
“So? Erzählen sie!”
“Die gehen aufs Ganze Jürgen. Wie soll ich es sagen, mein Lieber. Sie hätten selbst zuhören müssen, dann wäre es Ihnen verständlich. Wer so vorgeht wie diese da, der muß starkes Rückgrat haben! Sie verstehen, was ich meine? Diese Kühnheit, diese Herausforderung gegen die Regierung! Los zu hämmern auf die gemeinste Art, und das im Beisein von Regierungsbeamten. Jürgen, verstehen Sie recht? Wem so etwas möglich ist, der sitzt schon fest im Sattel. Da weht ein frischer Wind!”
“Ich verstehe nicht recht, Doktor, was wollen sie damit sagen? Was soll es überhaupt?”
“Sie werden sehen, Jürgen, was kommt, Geduld!”
Jürgen ging mit gleichmäßigen Schritten voran, während Dr. Kolb mühsam hinterherschlurfte . “Etwas langsamer bitte. So hören Sie doch!”
“Sprechen Sie nur, ich höre Ihnen ja zu. Was soll es denn eigentlich? Was sind die tieferen Gründe? Oder einfacher, woher weht der Wind? Geht es gegen die Juden?” fragte Jürgen weiter, den Kopf etwas seitwärts haltend, um besser hören zu können, “Ich muss Ihnen sagen, ich bin empört über die rigorose Einladungsmethode, die der Sache vorausging. Das war auch, wenn ich ehrlich sein will, der Hauptgrund, warum ich der Versammlung ferngeblieben bin.”
Dr. Kolb lachte laut auf: “Nicht möglich! So empfindlich. Nehmen Sie das ernst? Die Methode? Ich nicht! Das ist alles nur für die Dummen und schließlich für die Neider gedacht. Man braucht den Juden, verstehen Sie? Man braucht einen Prügelknaben.
Jürgen schritt weit aus und blieb stehen, als ihn Dr. Kolb am Ärmel seines Rockes packte. “Nur langsam, Jürgen, Sie sind ein verstockter junger Mann. Verstehen Sie denn nicht, worauf alles hinausläuft?”
“Das ist mir alles absolut unverständlich”
“Na, dann hören Sie. Glauben Sie, daß einer nichts bieten muß, wer ein Volk gewinnen will? Eine Zielscheibe muss er zeigen, hinter der lockende Preise stehen. Bestimmt! Wer was Großes erreichen will, muß Opfer bringen, und dazu“, er machte eine Pause, „mag es nötig sein, daß manchem Juden das Genick gebrochen wird.”
“Aber Doktor”, Jürgen brauste auf. “Sie sind wohl von Sinnen, über einen so wertvollen Teil unseres Volkes mit solcher Gleichgültigkeit zu sprechen. Was fällt Ihnen ein?”
“Das ist mir gleichgultig. Was zählen ein Paar Juden. Ich muß Ihnen ehrlich gestehen, ich bin nicht gerade ihr bester Freund”, erwiderte Doktor Kolb.
Jürgen lachte laut: “Verzeihen Sie, Doktor, ich glaube, Sie dürften so etwas nicht sagen. Sie genossen und genießen noch die Freundschaft gerade von Juden.”
“Wenn man sie brauchen kann, hab ich sie gerne. Im übrigen”, erklärte der Doktor hastig, “ist mir in dieser Sache die ganze Judenangelegenbeit mehr oder weniger egal. Ich ersehne und erhoffe mir wieder nationales Ansehen für Deutschland. Militär! Großmacht! Wie früher!” Er schlug mit der flachen Hand an seine Seite: „Hier will ich wieder einen Säbel sehen. Offizier will ich sein, wie einst! Verstehen Sie mich jetzt, lieber Jürgen, Sie alter Ofenhocker! Ich freue mich auf das Kommende. Jugend heraus! Und gegen Frankreich getrommelt“ Er begann ein lange nicht mehr gehörtes Soldatenlied vor sich hin zu pfeifen. Jürgen hörte ihm angespannt zu.
“Das ist also die zentrale Frage. Nun gut, mir soll es recht sein, wenn im nationalen etwas erreicht wird; aber ich sehe noch nicht, wozu es nötig sein sollte, mit dem Säbel zu rasseln. Und wie soll alles überhaupt ermöglicht werden?“
„Nicht im Rahmen des Bestehenden, mein Lieber, bestimmt nicht. Um die worte des Redners zu benutzen: Es muss fallen, das System!“
Großartig war das gesagt. System, das war sein Losungswort des Abends gewesen. System, damit war alles und nichts gesagt, nichts entschleiert, was zu bekämpfen war und nichts verbessert Das Publikum war begeistert, mitgerissen und in nahezu familiärer Stimmung. Doktor Kolbs Resümee: „Eine Intimität herrschte im Saal wie nie zuvor bei einer politischen Rede”
“Mag ja sein!” brummte Jürgen ungeduldig “Aber sagen Sie, wozu diese Intimität? Wenn Sie etwas für so eine bedeutende Volkssache halten, dann kann man doch damit nicht hinter dem Berg halten?”
“Na, aber hören Sie, man kann doch nicht mit der Türe ins Haus fallen! Zunächst muß man aufwühlen, begeistern, mitreißen und dann, wenn wir gewachsen sind, stark genug um gegen das bestehende System vorzugehen...” Doktor Kolb dämpfte sein Stimme und schaute sich vorsichtig um, der Weg war leer.
Jürgen schüttelte den Kopf. “Ich find es unverantwortlich, Doktor, jetzt in dieser Zeit auf einen Umsturz hinarbeiten zu wollen. Die wenigen letzten Jahre, die so einschneidend gewesen sind, erlauben das nicht! Ruhe brauchte das Volk, Ruhe und besonnenes Wirken! Mag sein, daß die jetzige Regierung große Fehler machte und noch macht, aber zeigen sie mir ein Zeitalter, in dem keine gemacht wurden. Wozu noch einmal eine Revolution, oder besser gesagt, wozu schon wieder? Warum schon wieder mit Lügen und Heucheleien operieren? Oder glauben Sie, das System der Kaiserregierung war gesünder?”
“Auf alle Fälle”. Dr. Kolb richtete sich auf und hielt den Kopf gerade. “Nichts ist gesunder für ein Volk, als Waffenlehre und Manneszucht!” Er fuchtelte weit mit den Armen, “Ideal, Jürgen, einfach ideal!”
Jürgen lachte gerade hinaus. “Man könnte glauben”, spottete er, “Sie wären ein Knabe von siebzehn Jahren und sollten eine Indianergeschichte verwirklichen, die Sie soeben gelesen. Kolb, ich sage Ihnen ehrlich, ich sehe die Dinge stets von zwei Seiten. Was Sie mir erzählten, ist von ungewöhnlicher und unabsehbarer Tragweite. Unheil und Rückschritt sind auf alle Fälle die Begleiter dieses Unterfangens.
Dr. Kolb brauste auf. “Rückschritt! Ich verbitte mir das, Herr Jürgen! Ich sehe, Sie haben doch zu viel jüdischen Umgang. Das verweichlicht.”
„Was wollen Sie damit sagen?“, erwiderte Jürgen scharf.
“Haben Sie schon einmal einen jüdischen Kriegshelden gesehen, oder von ihm gehört?“ stotterte Doktor Kolb etwas verlegen.
Von Hunderten habe ich gehört, jawohl, Doktor, Heute und Einst.“ antwortete Jürgen streng und mit zunehmender Ruhe. “Ich weiß von unzähligen vorbildlichen Helden. Sie kommen heute Abend wiederholt auf die Judenfrage zurück. Ihr schließt Sie also aus von eurem”, er betonte dieses “eurem” besonders stark, “Unternehmen, ich weiß nicht, ob ihr gut damit tut. Abgesehen davon, daß sie kluge und weitsichtige Köpfe besitzen, gehören sie nun einmal seit Jahrhunderten zu unserem Volk, sind ein wertvolle Mitglieder in ihm geworden.“
“Gut gesagt, das gebe ich zu, aber”, so fuhr der Doktor fort, “ich sagte Ihnen doch schon: Wir brauchen die Juden zu etwas anderem: Sie sollen dem Volk zum Fraß vorgeworfen werden! Anders ist nichts zu erreichen, ist einfach nichts zu machen. Einige mögen meinetwegen hinter dem Kulissen bleiben, einige Goldjungen, Finanziers oder ähnliches, aber die Masse, Sie werden sehen, die verschwindet, muß verschwinden, einfach, weil man des braucht.”
“Unerhört”, entfuhre es Jürgen, er erleichtert den Hut lupfte, dann man war an seinem Haus angelangt. “Gute Nacht, Doktor” und spöttisch klang es in die sternenklare Nacht: “Guten Erfolg.”
Translation - English Selma Kahn
Journey into the Third Reich
An autobiographical novel
Birthday
It was Joachim’s birthday. His sixth. He used to start talking, full of expectation, about these days long in advance. Those days which, in his young mind, had unfailingly provided him with such ample surprises, that one day he said happily to his mother: “Why can’t you let me celebrate my birthday twice a year? That would be so nice!” With two great leaps he sprang out of bed earlier than he normally would and hastened barefoot out of his room. There, in an alcove in the parlour, he knew for sure, stood an extra table prepared for him today. He peeped through the crack of the open door. Yes, it was there!
The child entered, pulled down the thin white tissue paper, which was discreetly stretched over the table, and it fell rustling to the floor. The little mouth opened with a laugh. Ha! What delicious thing there were there again, temptingly laid out between the sweet-smelling flowers and all of the toys, which weren’t there to eat. He pointed with his fingers and began to count: “One, two, three, now five.” He began to count again. “I’ve miscounted, that there is the Märklin train set. Oh, it’s so big. Oh, it’s so beautiful!”, he exclaimed delightedly as he took the lid off. “I can build a railway with it!” He kept looking, but he couldn’t linger here alone for too long.
What lay there, even larger wrapped? Hastily he ripped off the paper. “Aha, that’s the most important thing today!” It was the school satchel with the new reading book. Beaming, he took it out of its leather case and began to browse through it. What beautiful, funny pictures looked back at him! He browed through the spelling book, closed and opened it again, then rummaged around for the other, for any other present. “What’s that there then in the yellow paper?” Joachim reached for it, as he was suddenly felt himself being lifted into the air and being kissed on both cheeks. “Mother! Mother!” He hugged his mother’s neck with his tender arms and returned her kisses with laughs and joyful cries, while the most recently observed, wrapped in yellow package, fell to the floor.
“Oh Joachim, take care with that!” She picked it up hastily from the floor. “Your own teacher brought you that, the one who you will start school with. He came yesterday evening to bring you the present and say hello.” Joachim listened with bright eyes to his mother. “From my teacher? Who I’ll start school with?”
“Yes, from Mr Weber, know that he’ll be glad to have you.”
“Not from Mr Salomon, the religion teacher?”
“No, not from him.”
“But Mr Weber isn’t a Jew, Mother.”
“Why do you ask, child? Is it important?”
“No, but I have to know all the same, which teacher it’s from.”
“Of course, you will have to thank him for it.”
“Mother, unwrap it from the paper, I want to see it!”
His mother opened the package; and there was a beautiful book, bound in gleaming red linen, upon whose cover a colourful group of boys and girls could be seen at a school desk. Above which in gold print was written: “The first school desk.” – “Pretty isn’t it my boy! Well, you will also have to sit there and study hard.”
Joachim regarded it proudly. “Aha!”, he laughed, “and that in the corner, that’s the teacher? Oh, I am pleased, it will be fun at school!”
His little eyes beamed. School, that was something for big children after all. Now he was a big boy, because his father had always said: “When you eventually grow up and get to go to school, then…!” So, the time had come. “Isn’t it right mother, I’m a big boy now?” he asked with self-confidence and pride. “Of course, child” answered his mother fondly, “I’m pleased, that you want to go to school. The teacher Weber is an honest, lovely man and clever as well”, added his mother.
*
She thought back to the parent’s evening, which the teacher had convened several days ago and which wasn’t the general procedure in this small town. Yesterday evening she had spoken again with Mr Weber about it. “Mrs Levi”, he had said to her, “I cannot take on a first-year class without at least letting the mothers impart a few character traits and if nothing else, getting to know about the health of the children so that I can accommodate their wishes, at least in part.” – “Yes”, Mrs Levi had thought “I was astounded at the many wishes of the women.” – “One expects nothing less in a small town with a mixed population”, he answered, “it is not easy to make allowances for all, since the child – yes, sometimes – is characterised by the style of his environment. Consider for example, the somewhat anxious looking working-class child, next to him the robust and nevertheless shy farmer’s child. In contrast to these the self-confident looking child of a public official.”
In reality every mother had had a different request or opinion. One requested that he be lenient with her Hans, since he be delicate and a little apprehensive but not at all stupid! The other knew to report that her little Fritz was already very clever and would learn everything easily, he need not make much of an effort, sir. Another warned to be strict when disciplining her clown, since the wild Satan could hardly be withstood and, if he were to wish to not stay seated, which she feared, then he should be kept on a tight leash. She would be thankful to him, if the boy could finally get accustomed to obedience. In this way the mothers’ wishes and statements had flooded the listener. The teacher had a friendly word, a comforting nod for all however. His confident and trust evoking behaviour had a calming effect upon all of the worried women. They all returned home from the first parent’s evening that concerned their darlings with relief but, as some opined on the way home, one would still have a hard time with the little ones until they had accustomed themselves to school life.
Soon the big day was near, the day, on which the six-year-old would dare to take his first steps into the world. The world, which said: Stand now upon your own two feet! Don’t always ask your mother and father! Think and handle yourself independently! You no longer live in a fairy-tale world, protected by your mother and father, who are always worried about your happiness. Now something foreign and unknown is coming towards you to make your unbound and happy laughter serious, which then and only then will permit blissful and thoughtless young laughter if the child finds people whom it can trust.
*
“Mother! I’m going to school on my own; next door’s Fritz is going on his own as well!” Red-faced and self-confident, with his satchel on his back, Joachim stood before his mother, who was in the process of putting on her hat and accompanying him. “Really child?” She looked enquiringly into his bright eyes.
“Yes certainly, mother. Only anxious girls let themselves be accompanied. I would be ashamed!”
Susanne was pleased at her little one’s independence and said gladly “Good, child, go on your own. Greet your teacher and be handsome, honest and respectable.” She kissed him on the cheeks. Tears ran down her face as she watched him out of sight. “You, my dear God”, she prayed silently, “protect his first path in life, his first necessary deed! Protect him”, it came into her mind instinctively, “from evil, foes and haters.”
Why did such difficult thoughts come to her, why was she so suddenly and unspeakably afraid for her child? She knew he was in good hands, was embedded in a friendly environment. “Protect him, God!”, her prayer went on, “so that his child’s heart learns to think of the good in humanity, just as the sun gives the first warmth to the grains of seed and lets them grow and thrive with ripe, healthy and beautiful fruit.” She folded her hands tightly. It was an inward prayer, sent up there to heaven. Only mothers are capable of such prayers concerning those, who they love more than themselves.
Then the doorbell rang. Susanne got up. Although it doesn’t always disturb her, it is such that everyday life intrudes upon the noblest sentiments and supplants them from view with brutal volition. Thus, Susanne had to get back to work. The household, the business, everything was subject to her direction. Her husband Rolf entrusted everything to her. His was weakened by the hard, cold winter nights, over three years of which he had spent in the mud and dirt of the trenches on the Western Front for the German Fatherland. As a result, he could only withstand the demands of life with the support of Susanne. She supported his weak hand with cast-iron energy, held the big, once strong man high and was the mainstay for him and his family. She was head of everything, he entrusted everything to her.
The Levi’s business was among one of the oldest and most distinguished in the little town, customers were in and out. Their wares were prized and sought after, the reputation for price and goods was justifiably widely known. Susanne was popular with all of the customers, not solely due to her friendly, clever nature, but also because one could continually find a helping hand, if anyone in the town suffered distress and if it was deemed necessary to help out or offer advice. It was the same thing this morning, and her melancholy, deep thoughts, which had followed her ever since Joachim had first gone to school, faded, with the abundance of work, quickly away.
The clock tower struck twelve, Susanne was in the process of going to the kitchen to check on the housekeeper, when Joachim stormed through the door, whooping with joy, and mischievously jumped on his mother’s back and held both hands over her eyes.
“Who am I?” he exclaimed, with a disguised deep voice.
“You rascal, wait!”
“Mummy, please! Who am I, am I not your big boy?”
Mother laughed heartily: “But of course, I completely forgot. You cheeky boy, you big boy!”
“Impossible, mummy, how fun it was at school!”, he exclaimed enthusiastically, “we were allowed to paint what we wanted, and count. None of the children could do it, not even to five, not to three; but Mr Weber said it didn’t matter, that we would have time to learn it and then he told us the fable of the wolf and the lamb. Should I tell it to you as well?”
“Later, child, now we want to have a good lunch, then you can tell it to me.”
However, even while eating the eager lad didn’t tire of telling his mother of all that he had experienced. Susanne was happy because she had often worried about how the child would fit in at school, whether reluctantly, or willingly, or completely enamoured by the new. Well, the latter was the reality. She could now happily hand her dearest over to the teacher and principal and pursue her work in future.
*
Joachim would not leave his mother in peace, rather, he shared with her every one of his experiences. Every day brought him something different, something more important. Today he came and showed his mother the new letters, which he had learnt in addition to the others, thus he knew to tell his mother about a walk he had gone on and next she had to know what he had crafted out of Plasticine. He said he built a house, and next door’s Käte had made a cake, which looked so beautiful and life like, that one would have liked to take a bite from it. Only little Fritz was lazy and wanted to just watch, but Mr Weber had said that wasn’t allowed, everybody had to work. As an adult, you wouldn’t earn a living just watching. Mother nodded approvingly. “Certainly, child, Mr Weber is right about that. Only hard work brings success, and you will surely want to become a very versatile boy.” Joachim laughed and sprang away. “But I’m already a big boy!” he shouted and thought to himself: “Perhaps mother doesn’t quite understand, what Mr Weber meant, she isn’t a teacher after all!”
The weeks flew by. Joachim started to learn small sentences and mother and father were satisfied. Mr Weber came into the shop more often to purchase something for himself or for the school. He often came quickly by the Levis’, as he said, to discuss something or relax a bit. The door to the Levis’ was always open and many well-regarded town officials used to pop in and out because Susanne was a natural, spirited host, who succeeded in maintaining the hospitality of the house, something which had already been upheld by the parents of her husband, Rolf. The teacher, Weber, was among the most popular guests and the parents listened to his occasional and unvarnished praise for Joachim with satisfaction. The child was thriving, and his fresh questions and mostly accurate answers were great fun for the teacher. Strong scrutiny wasn’t necessary since he worked on his own. This information pleased Susanne, as she was too occupied and wanted the child to quickly get accustomed to being self-reliant. Joachim’s friendship group continuously expanded. Happy child’s laughter pervaded the bright child’s bedroom or the long connecting corridor well into the night. Susanne was often forced to seriously caution the playing children and say that well-behaved children go home in the evening, so as not to worry the parents.
*
It was the evening of the Sabbath. Susanne looked over the table with satisfaction. “All in order”, she stated happily. A small circle of her husband’s friends came regularly on this evening to play Skat. The neighbour Mandelbaum had already sat in his usual place in an armchair for an hour. He used to claim that one would have bad luck in the game, as soon as one moved places and had to endure some ridicule as a result of this childish superstition. Yawning, he consulted his watch repeatedly. “Half past nine. So late, why could that be?” None of the gentlemen had put in an appearance! Finally, there was a knock and Mandelbaum looked up. It was just the maid with her white pinafore. Disappointed, he fanned the clouds of smoke from his cigarette to one side, which went on to disperse themselves over a vase of roses. “A letter from the pharmacist, Kuhn” said the maid and passed the letter to the head of the household. Rolf took the letter from the envelope. “Vague excuses!” he mumbled to himself and threw it indifferently onto the table. Mandelbaum reached for it and read the lines as well. “Excuses, you’re saying, Rolf? I think so too.” However, after a while he admitted: “He’s apologising at least, but the others, they wouldn’t even consider it necessary. God only know what that means! If anything!” He blew clouds of cigarette smoke over the roses again. “Rolf, you can say whatever you like to me, there’s some sort of secret behind this, some reason why they’re not coming!” Yawning, he leant back in his armchair and thought on: “It’s definitely the fourth week that they haven’t come. First, there were two missing, then more, now all of them. What’s that supposed to mean? Hmph!”
There was a knock again and the door opened: “Good evening!”
“Ah, Jürgen! Good evening, old friend! Come, sit yourself down here!” Mandelbaum indicated to his side.
“I should probably do the job for you, since you no longer have your fat pharmacist next to you! You know, my seat is not far from our beautiful hostess.” The newcomer went up to Susanne and kissed her hand. “How are you, dear lady?”
Susanne returned his greeting laughing. “I’m pleased that you’ve come my dear Jürgen. Mandelbaum was just getting impatient.” She indicated the empty chairs. “What’s actually going on? Why are the men tardy, what’s the panic in the town?”
“What indeed, madam!”, laughed Jürgen and let himself fall comfortably into a club chair.
“One can hardly believe it, Jürgen!” and his brow furrowed.
Jürgen grinned. “Am I supposed to know what the crack is? Everything seems to have been thrown upside down!” The guest leant backwards, reached into his cigarette case, lit one slowly and looked across the table. “Impossible”, he muttered, “none are here.”
“Has someone bewitched them?”, scoffed Mandelbaum.
“Quite possible”, answered Jürgen, “swindled at least!” Quietly he added: “cajoled, I wanted to say.”
“Denigrated”, scoffed Mandelbaum.
“But with what and why?” Jürgen tried to continue in Mandelbaum’s tone. “Joking aside, a meeting’s supposed to take place this evening. A man from some place is supposed to be making a very important speech at the Weiße Rössl, none of the men and women who’ve been invited are supposed to miss it.”
“Importance”, muttered Mandelbaum, “I’ve also heard whisperings about intimate politics.”
“Is there intimacy in that regard?” Rolf asked somewhat curtly. “I mean, everything that concerns our Fatherland, requires a clear, open discussion, which doesn’t need to be disguised from anybody. I prefer it, to see the truth full in the face, not to whisper behind closed doors and secretly badmouth and agitate.”
“You’re quite right Rolf, I know your common sense, and I certainly also condemn the whispering that one’s been hearing day after day”, said Jürgen indignantly. “I just cannot conceive correctly, what is meant to be achieved by that. The establishment of a society or something similar, I heard. I would have perhaps gone today, if I had not found out about it at the last minute”, tentatively he stopped speaking for a moment, as he considered what he wanted to say. “You mustn’t be angry with me, dear friends”, he began slowly, “if I say it to your faces openly. Forgive me, dear Susanne, for having to voice this in your presence, you mustn’t be offended, and I will vigorously protest this vile omission at the first opportunity.”
Mandelbaum blew bluey-white clouds of smoke over the roses again. “Is there a death sentence to announce then?” he rumbled peevishly, “you are a real prophet of doom today.”
“Alas!” Jürgen forced a laugh, “but you need not fear anything, Mandelbaum. A prophet of doom is no enforcer of such and the journey to that is long. But all joking aside. Just think”, his voice sank, as if by that he wanted to downgrade what it was necessary to say, “first they only whispered about it, then they said it louder, and finally openly: Jews may not enter!”
Mandelbaum flared up. This time, the ashes from his cigarette fell onto the flowers. Angrily he tried to wipe them off with his hand but snapped off the head of the most beautiful rose in the process. “They’re out of their minds! That’s impossible!”, he shouted loudly.
Jürgen pushed him gingerly back into his chair. “Just be calm, dear Friend, let them say what they want to. What is that supposed to mean anyway. If you want to go there, Mandelbaum, I will accompany you to the spot. Nobody dares to look at you disapprovingly.”
Mandelbaum sat bolt upright: “If it is true, what you are saying Jürgen, a hundred wild horses couldn’t take me there. Do you believe I would let myself be so offended? Here, in our small, old town, where my grandfather sat on the town council for many years, and whose clever advice – which is known all over town – has endowed nothing but good. No, Jürgen, no! It is not true, what you are saying. Forgive me, you probably like to joke? A bluff, a joke! April Fool’s Day has only just been.” The clouds of cigarette smoke circulated. Mandelbaum laughed loudly and heartily. “You’re a good-for-nothing, Jürgen, and I’m an ass. Tell these cock-and-bull stories to whomever you like, but not to me.” He let himself fall comfortably again into his chair.
Jürgen was embarrassed. It was obviously difficult for him, the friend, who only believed in the goodness of people. He stayed silent and looked over to Rolf, who had previously remained silent, but now looked his friend firmly and calmly in the eye. He knew that what had been said was serious and true. Jürgen made no such jokes.
He now looked over to Susanne, who sat silently and oddly pale in the armchair, her needlework lay untouched in her lap, and her thoughts seemed to lie completely elsewhere. She sighed deeply. Had it not occupied her mind, gravely and dimly for months on end? Didn’t a secret whispering and an evil laugh keep her from sleeping night after night? Did she not suspect something bad and difficult? Was it in reality just a guess? Was it not already there? This Something, that she did not yet know how to decipher, yet still felt. Something was there, something was coming, that she couldn’t recognise until today. Something like a storm building, came dark and threatening nearer and nearer, louder and louder, just like the rumbling and howling of a storm heralding calamity and afterwards – thunder? What does a storm matter, she thought; one lets it pass by, one shuts the windows. With calm seriousness one hears the thunder, one sees with brave trust the flashes of lightning. The elements discharge, pass by. Susanne shivered, it was certainly a thunderstorm, what else could it be? She was after all at home, in the house passed down from her husband’s grandfather. Nevertheless, could this self-evident security begin to totter?
Nonsense, as always Jürgen was sitting there and laughing, Mandelbaum was looking somewhat absent-mindedly at the playing cards laid out in front of him, letting a finger slide over them. And Rolf, her husband, wasn’t he looking at her questioningly? Did she believe, what the friend had just said, asked his expression. Something within her rebelled against it, she pulled herself together and smiled to him. Who or what may have the right to debate their presence here? Now she laughed out loud. “Gentlemen, what has got into you today, not the Devil? Rolf, please, don’t look at it so dryly. Come on, do something!”
Rolf raised his glass. “She’s right. Women always know how to solve the most serious problems. Let’s play a game finally. And please, Jürgen, do you think that my wife has made the cakes and other nice things just to look at?”
“I’ll try one”, Mandelbaum reached for a slice of cream cake. “Forgive us, Susanne, we are completely out of our element.” His cigarette butt ended up in the ashtray, and he now observed a cream cake from all sides in order to find out which side would be the best to bite into, then shoved the plate over to Jürgen. “Dig in, old friend, a cognac with it tastes outstanding!”
Jürgen lifted his glass: “to your good health, dear lady, and cheer up! Don’t look at me with such an angry expression again, it does you no favours!” He very much regretted that he had earlier aggrieved his old, familiar circle of friends with his gossip. But had he not been forced to finally say it, after the others had stayed away? He always preferred the straight path, and it was surely better, that they heard what was said from the mouth for a friend today, rather than from spiteful and evil tongues tomorrow.
*
The tower struck twelve. Jürgen walked home; coat collar upturned. A touch of autumn was in the air already and the nights were cool. It was still lively in the Weiße Rössl; his way home passed by there. Should he go in, listen and look to see what was actually going on there? He wavered. “I say, I’m going home, it’s a shame about the hours that I sacrifice to my sleep.” He carried on.
“Hello Jürgen!”
“It’s you, Doctor! Well, anything new?”
Doctor Kolb linked arms with Jürgen. “I’ve come from the Weiße Rössl.”
“Ah, very good. I was just considering whether to go in, but I’m too tired. What was going on?”
“All kinds of things, Jürgen. Why weren’t you there?”
“Have I missed something?”
“Perhaps, perhaps not. But it was interesting.”
“So? Tell me!”
“They’re going the whole hog, Jürgen. How should I tell you, my friend? You should have listened yourself, then it would have been self-explanatory for you. He who acts like those there, he has to have a strong spine! Do you know what I mean? This boldness, this challenge against the government! To hammer away in the meanest way, and that in the presence of government officials. Jürgen, do you understand correctly? If something that is possible for someone, then he’s already sitting squarely in the saddle. A fresh wind is blowing!”
“I don’t understand completely, Doctor, what are you trying to say here? What is this anyway?
“You will soon see what’s coming, patience!”
Jürgen walked with uniform steps ahead, while Dr Kolb laboriously shuffled behind. “A bit slower please. So you can hear!”
“Speak then, I’m listening to you. What is that supposed to mean exactly? What are the more profound reasons? Or, more simply, which direction is the wind blowing in? Is it going against the Jews?”, Jürgen kept asking, holding his head sideways, so as to listen better. “I have to tell you, I am disgusted at the forceful invitation methods, which preceded the event. That was also, if I’m honest, the main reason why I stayed away from the meeting.”
Dr Kolb laughed out loud: “Not possible! So touchy. Do you take such things seriously? The methods? I don’t! That is all thought up for the mugs and finally the enviers. One needs the Jews, you understand? One needs a scapegoat.”
Jürgen stepped away and stood still, as Dr Kolb grabbed the sleeve of his coat. “Slowly Jürgen, you are an obstinate young man. Don’t you understand what everything comes down to?”
“That is totally incomprehensible to me.”
“Well, listen then. Don’t you think somebody has to offer something, if he wants to win a whole people? He must show a target, behind which stands a tempting prize. For sure! He who wants to achieve something must make sacrifices and as such”, he paused, “it may be necessary that some Jews necks will have to be broken.”
“But Doctor”, Jürgen flared up, “you are probably out of your mind, to speak of such a valuable part of our population with such indifference. What are you thinking of?”
“It’s unimportant. What do a couple of Jews matter? I have to confess to you honestly, I am not their best friend currently”, answered Doctor Kolb.
Jürgen laughed loudly: “Forgive me, Doctor, I don’t think you should say such things. You enjoyed and still enjoy the friendship of Jews.”
“When they’re needed, I’ll gladly take them. Apart from that”, the Doctor hastily explained, “I don’t care about the Jewish question. I pine after and hope for a national reputation for Germany again. Military! Great power! Like before!” He struck his side with his palm: “I want to see a sabre here again. I want to be an officer again like before! Now do you understand, my dear Jürgen, you old sit-at-home! I’m looking forward to what’s coming. Advance youth! And then pound against France!” He began to whistle an old, no longer heard soldier’s song. Jürgen listened to him tensely.
“That then is the central question. Well good, that’s fine by me if something is achieved nationally; but I still don’t see, why it would be necessary to sabre rattle. And how is that supposed to be achieved anyway?”
“Not within the framework of what currently exists, my friend, certainly not. To quote the speaker: The system must fall!”
That was said grandly. System, so that had become the word of the evening which would solve everything. System, that said both everything and nothing, unveiled nothing to fight and nothing improves. The public was enthused, swept up in the moment in an almost familiar atmosphere. Doctor Kolb’s summary: “An intimacy dominated in the hall as had never before at a political speech.”
“That may well be!” muttered Jürgen impatiently. “But tell me, to what end, this intimacy? If you consider something to be such an important matter for the people, then it surely cannot be kept under the rug?”
“Nah, but listen, you can’t go at it like a bull at a gate! First of all, you have to stir up, enthuse, thrill and then, if and when we have grown and are strong enough to go against the existing system…” Doctor Kolb softened his voice and looked around cautiously, the way was clear.
Jürgen shook his head. “I find it irresponsible Doctor, now at this time to seem to want to work towards a revolution. The past few years, which have been so momentous, won’t allow it. The people need peace, peace and level-headed work! It could be, that the current government made great mistakes and still makes them but show me a period of time in which that wasn’t the case. Why another revolution, or better phrased, why one yet again? Why operate with lies and hypocrisy yet again? Or do you believe that the system of the Kaiser’s regime was healthier?”
“Definitely!” Dr Kolb straightened himself up and held his head straight. “Nothing is healthier for a people that military honour and discipline!” He flailed his arms wildly. “Ideal, Jürgen, simply ideal!”
Jürgen just laughed out loud. “One could think”, he scoffed, “that you were a kid of 17 years and wanted to act out a tale of Cowboys and Indians, which you’d only just read. Kolb, I’m telling you honestly, I always look at things from two sides. What you have told me has extraordinary and unforeseeable consequences. Calamity and regression will in every case accompany these endeavours.”
Dr Kolb flared up. “Regression! I won’t have that, Mr Jürgen! I see, you have too much contact with the Jews. That makes one soft.”
“What do you mean by that?” answered Jürgen sharply.
“Have you ever seen a Jewish war hero or ever heard of one?”, stuttered Doctor Kolb somewhat shyly.
“I’ve heard of hundreds, yes, Doctor, from today and long ago.” Answered Jürgen firmly and with increasing calm. “I know of countless exemplary heroes. You keep coming back to the Jewish question this evening. You exclude them then from your”, he emphasised the “your” particularly strongly, “business, I don’t know whether they’re good at that. Apart from the fact that they have clever and prescient minds, they have been members of our society for centuries and have become valuable members of it.”
“Well said, I’ll give you that, but”, the Doctor continued nevertheless, “I told you already: we need the Jews for something else! They should be thrown to the people for food! Otherwise, nothing can be achieved, simply nothing can be done. A few may want to stay behind the scenes for all I care, a few golden boys, financiers or similar; but the masses, they will see, they’ll disappear, must disappear, simply because it is necessary.”
“Outrageous” exclaimed Jürgen, who, relieved, lifted off his hat, since he had arrived at his house. “Good night, Doctor” – and, sounding derisively through the starry night – “Good luck!”
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Translation education
Master's degree - Aberystwyth University
Experience
Years of experience: 2. Registered at ProZ.com: Nov 2023. Became a member: Nov 2023.
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Bio
I am experienced primarily in the translation of 1930s
German literature. For my MPhil degree I translated one novel, entitled ‘Der
Weg ins Dritte Reich’ and another text, ‘Das Deutsche Führergesicht’. I also
have experience in the fields of technical translation and travel and tourism.
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